Ringelnatter

Natrix helvetica (Lacépède, 1789)

Systematische Klassifikation

Reptilia → Squamata → Serpentes → Colubridae → Natrix → Natrix helvetica

Lokale Bezeichnungen

Bissa d'aegua, Biscia d'acqua

Beschreibung

Die Ringelnatter ( Natrix helvetica ) ist eine mittelgroße bis große Schlange, die durch ihr schlankes Erscheinungsbild und die leuchtende Färbung mancher ligurischer Populationen auffällt.

Der Kopf ist oval und deutlich vom Hals abgesetzt, gekennzeichnet durch große Augen mit runden Pupillen und gekielte Schuppen, die dem Körper eine angenehme Rauheit verleihen.

Es handelt sich um eine ausgeprägt dimorphe Art: Weibchen können Längen von 120–150 cm erreichen und ausnahmsweise sogar bis zu 200 cm, während Männchen schlanker sind und selten 100–120 cm überschreiten.

Die Grundfarbe variiert von grau-oliv bis braun, oft mit einer abwechselnden Folge dunkler Flecken an den Seiten des Rückens.

Charakteristisch ist das helle, halbmondförmige Nackenband, das von weiß bis gelblich reicht, gefolgt von markanten schwarzen Flecken hinter dem Kopf, die bei Jungtieren besonders deutlich sind und ein noch kontrastreicheres Muster zeigen.

Die Bauchseite ist weißlich-gelb und mit unregelmäßigen schwarzen Flecken übersät.

Verbreitung

In der Provinz Savona und im westlichen Ligurien ist die Ringelnatter ( Natrix helvetica ) in geeigneten Lebensräumen nahezu überall anzutreffen, von Meereshöhe bis auf 1500 m.

Sie kommt in allen wichtigen Einzugsgebieten vor, mit größeren Populationen in den feuchten Hügel- und Bergregionen des Hinterlands.

In Küstengebieten ist die Fragmentierung der Populationen ausgeprägter, was häufig auf den Verlust von Lebensräumen durch Urbanisierung zurückzuführen ist.

Lebensraum

Sie bevorzugt wasserreiche Lebensräume wie:

Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie sogar stark urbanisierte Gebiete besiedelt, sofern eine konstante Wasserquelle vorhanden ist.

Verhaltensweisen

Die Ringelnatter ist eine tagaktive und vollständig terrestrische Schlange, bekannt für ihre große Beweglichkeit und eine scheue, aber wachsame Art.

Ihre Aktivität beginnt mit den ersten Frühlingswärmen, meist schon Anfang März, und dauert bis zum Einsetzen der Winterruhe, die je nach klimatischen Bedingungen Ende Oktober oder in den wärmsten Gebieten sogar erst im November beginnt.

Die Fortpflanzungszeit startet im späten Frühjahr: Das Männchen ist territorial, und das Weibchen lebt meist im selben Gebiet.

Nach der Paarung legt das Weibchen bis zu 20 Eier in natürlichen Hohlräumen oder unter Steinen, Rinde und anderem Material, auch unter vom Menschen geschaffenen Strukturen.

Die Jungtiere schlüpfen zwischen September und Oktober, sind sofort aktiv und können bereits Längen von 25 cm erreichen.

Nahrung

Die Ringelnatter ( Natrix helvetica ) ist ein überwiegend fleischfressendes Reptil mit bemerkenswerter Ernährungsanpassung und nutzt sowohl aquatische als auch terrestrische Lebensräume. In den Bächen und Teichen Liguriens ernährt sie sich hauptsächlich von Kaulquappen, Fröschen, Molchen und seltener von kleinen Fischen. Trifft sie auf größere Beute wie ausgewachsene Frösche oder größere Fische, bringt die Ringelnatter diese meist ans Ufer, bevor sie sie verschlingt, um das Risiko zu verringern, die Beute im Wasser zu verlieren. An Land erweitert sich ihre Nahrungspalette um kleine Säugetiere, Salamander, Kröten und kleine Eidechsen, besonders in Waldgebieten oder feuchten Wiesen.


Jungtiere zeigen eine noch vielfältigere und opportunistischere Ernährung als die Erwachsenen und ergänzen ihre Nahrung mit kleinen Wirbellosen wie Insekten, Regenwürmern und Spinnentieren. Die Beutejagd erfolgt schnell: Die Beutetiere werden meist lebend verschlungen, betäubt durch den Speichel, der leicht toxische Eigenschaften besitzt. Bei Froschlurchen ist die Verschlingtechnik besonders: Sie werden an den Hinterbeinen gepackt und verschlungen, anders als andere Beutetiere, die mit dem Kopf voran gefressen werden.

Gefährdungen

In der Natur fällt die Ringelnatter zahlreichen Fressfeinden zum Opfer. Dazu zählen tagaktive Greifvögel wie der Schlangenadler (Circaetus gallicus), fleischfressende Säugetiere (zum Beispiel der Fuchs, Vulpes vulpes) und andere Schlangen. In aquatischen Lebensräumen stellen große Raubfische wie der Hecht (Esox lucius) ein zusätzliches Risiko dar, besonders für Jungtiere.


Dennoch bleibt der Mensch die größte Bedrohung. Die Ringelnatter wird häufig irrtümlich getötet, da sie mit der gefürchteteren Kreuzotter ( Vipera aspis ) verwechselt wird. Die Zerstörung und Verkleinerung von Feuchtgebieten, das Trockenlegen von Teichen und Gräben sowie der intensive Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und anderen chemischen Mitteln (Insektizide, Molluskizide) führen zu Bestandsrückgängen, da sie die für das Überleben und die Fortpflanzung der Art notwendigen Lebensräume verändern oder verschmutzen. Auch Straßenverkehr stellt eine dokumentierte Gefahr dar, insbesondere während der Fortpflanzungswanderungen.

Besonderheiten

Bei Bedrohung zeigt die Ringelnatter ein außergewöhnliches Repertoire an Abwehrverhalten, das weit über einfache Flucht hinausgeht. Zunächst kann sie zischen und Drohgebärden einnehmen, einen Angriff vortäuschen – tatsächlich beißt sie jedoch nur in extremen Situationen, etwa bei direktem Zugriff. Hält die Bedrohung an, greift sie zu spektakulären Strategien: Sie würgt kürzlich verschlungene Beute hervor, um sich weniger appetitlich zu machen, sondert ein besonders übelriechendes Sekret aus der Kloakendrüse ab, kotet reichlich und verteilt den Kot auf sich selbst und dem potenziellen Angreifer.


Vielleicht am überraschendsten ist die sogenannte Thanatose: Die Ringelnatter verharrt regungslos auf dem Rücken, öffnet das Maul weit, lässt die Zunge heraushängen und starrt mit glasigem Blick – sie simuliert den Zustand des Scheintods. Diese stets überzeugende Nachahmung verwirrt Fressfeinde oft so sehr, dass sie von ihrem Angriff ablassen. Diese Strategie, auch bei anderen Arten der Gattung Natrix bekannt, erweist sich besonders gegenüber unerfahrenen oder opportunistischen Feinden als wirksam.

Danksagungen

📝 Fabio Rambaudi, Matteo Graglia, Luca Lamagni
📷Matteo Graglia, Carmelo Batti, Matteo Di Nicola
🙏 Acknowledgements